Machen rechtschreibschwache Kinder typische Fehler?
Ilona Löffler und Susanne Wahl
Auf Grundlage der bundesweiten Analyse von über 120.000 Einzelfehlern im Rahmen der Internationalen Grundschul-Leseuntersuchung-Erweiterung Orthografie (IGLU-E) hatten wir u.a. das Fehlerbild der rechtschreibschwachen IGLU-Schüler bundesweit analysiert.
Der Lernstand der rechtschreibschwachen Viertklässler*innen weist folgende Merkmale auf:
Rechtschreibschwache IGLU-Schüler*innen schrieben z.B. das Wort „Matratzen“ in 107 Fehlervarianten. Ein Beispiel für die Vervielfältigung einer Fehlerklippe im Wort „Matratzen“ zeigt die folgende Grafik:
Der Lernstand der rechtschreibschwachen Viertklässler*innen weist folgende Merkmale auf:
- Sie machen mehr von denselben Fehlern, die durchschnittliche Rechtschreiber*innen machen
- Sie machen mehr Einzelfehler pro Wort (höhere Fehlerdichte)
- Sie zeigen eine starke Vielfalt von Fehlervarianten
- Ihre Fehler gehören verschiedenen Kompetenzstufen an
Rechtschreibschwache IGLU-Schüler*innen schrieben z.B. das Wort „Matratzen“ in 107 Fehlervarianten. Ein Beispiel für die Vervielfältigung einer Fehlerklippe im Wort „Matratzen“ zeigt die folgende Grafik:
Fehlervarianten rechtschreibschwacher Kinder in der …

Zum besorgniserregenden Ergebnis der analysierten 120.000 Einzelfehler der deutschen Viertklässler*innen in IGLU gehört mithin:
- Je mehr rechtschreibschwache Schüler*innen im Verlauf ihrer Entwicklung von der Schrift und ihren Verschriftungsmöglichkeiten erfahren, desto größer wird ihre rechtschriftliche Verunsicherung und Konfusion.
- Rückstände rechtschreibschwacher Schüler*innen im Schriftspracherwerbsprozess sind nicht, wie man bislang vermutet hat, ein Zurückbleiben auf den elementaren Stufen der Schriftkompetenz. Vielmehr handelt es sich um Fehler, die sowohl der elementaren als auch der erweiterten Stufe der Schriftkompetenz angehören, die sich vermischen und ihr Fehlerbild und ihren rechtschriftlichen Zustand prägen. (…) Mehr noch: In ihre Rechtschreibbemühungen ist mehr oder weniger starke Verunsicherung eingekehrt, ein ungelöstes Problem zieht weitere Probleme nach sich, als hätten sie sich einen „Fehlervirus“ eingefangen, der mitunter zum „Rechtschreibkollaps“ führt.
- Der wohlmeinende Rat, der in ersten und zweiten Klassen besorgten Eltern oft gegeben wird, „das wächst sich aus“, ist fehleranalytisch widerlegt bzw. er bewahrheitet sich bei rechtschreibschwachen Kindern in anderer furchtbarer Weise. Rechtschreibschwächen müssen deshalb früh, d.h. im Verlauf der ersten und zweiten Klasse, erkannt werden.
aus: Löffler, I. u.a.: Orthographische Kompetenzen: Ergebnisse qualitativer Fehleranalysen, insbesondere bei schwachen Rechtschreibern. In: Bos, W. e.a. (Hrsg.): IGLU. Vertiefende Analysen zum Leseverständnis, Rahmenbedingungen und Zusatzstudien, Münster 2005.
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